Der Kahuna Modus by Bertram Nika

Der Kahuna Modus by Bertram Nika

Autor:Bertram, Nika [Bertram, Nika]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783821806976
Google: 7bNOAAAACAAJ
Herausgeber: Eichborn
veröffentlicht: 2001-01-14T23:00:00+00:00


Stan wurde unruhig und sagte schließlich: – I prefer his works up to the point from when he made his own life to be a work of art. And this guy talks about ›living in reality!‹ For him, life must have become a fairy tale. Jesus! He's even living in a Castle now!

Ohne ihm zu antworten, widmete sich Mattusek seinen knedlikys, die ihm der Kellner gerade gebracht hatte. Träge, gemütlich, in sich ruhend, harmoniebetont und irgendwie lebensbejahend lagen sie vor ihm, die knedlikys, gierig darauf, die Bratensauce aufzusaugen, taten sie nichts anderes als zu warten, ihre Zeit abzusitzen, bis die Sauce sie erreichen und aufblähen würde. – Really delicious, sagte er. So süß wären sie sonst nur zu Haus bei Babicka. In den meisten Lokalen bekäme man sie nur geschmacksneutral, fad und reizlos. Als klassische Beilage des Sozialismus eben. Sein Lachen stockte, und er zeigte auf einen seiner Knödel und fragte, wie wir diese Dinger nennen würden. Niemandem fiel die englische Vokabel dafür ein, und so amüsierte man sich eine Weile über das deutsche Wort Knödel, erkannte die gemeinsamen Wurzeln, gab sich gegenseitig ein paar Budweiser aus und trank auf die Völkerverständigung, bis Ary sich übergeben und ich auf Stans Schulter überwechseln mußte, und wir wieder zu ihm nach Hause fuhren, nur knapp an den Verkehrskontrollen vorbei.

An einem Bauzaun warb ein Plakat für einen Besuch in der angeblich größten Erdbeer-Plantage Europas in Zbraslav, und Ary rief vom Rücksitz: – Ich ertrag es nicht! und drückte sich zwei Kissen an die Ohren. Ich ließ das Plakat unkommentiert, sah zu Stan hinüber, wie er, besorgt um Ary, schnell und doch vorsichtig fuhr und sagte zu ihm: – Tu es très aimable, und er machte eine Vollbremsung, sah mich an und ertrug es schweigend, von Ary als Punching Ball benutzt zu werden. – Fucking idiot! schrie sie, doch seine Ohren gehörten mir allein.

- Tu parles français??

- Oui. Je suis français, en partie. Mon père était français.

Ary beruhigte sich wieder und beugte sich vor, um mir zuzuhören, als ich begann, meine Geschichte zu erzählen, die Geschichte meiner Familie und meiner Transformationen. Auf englisch. Das machte alles, fand ich, weniger sentimental. Stan fragte mich, ob ich ihm Französischunterricht geben könne.

Ich sagte: – Naturellement, und er fragte Ary um Erlaubnis, sich ihren Raben für diese Zeit ausleihen zu können. Es sei meine Entscheidung, antwortete sie, lachte, und ich lachte mit, konnte ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, was diese Vereinbarung, die wir im Morgengrauen auf einem Parkplatz in einem Vorort Prags trafen, wirklich bedeuten würde.

Da ich im Stehen nur schlecht schlafen konnte, verbrachte ich die Nächte meist lesend, ließ mir von Ary Bücher unter die Krallen legen und blätterte die Seiten mit dem Schnabel um, während sie und Stan sich unterhielten, Bier tranken, Musik hörten oder schliefen. Zwar konnte ich so die Erinnerung an meine Gestalt verdrängen, nicht jedoch die an Susan, an das, was zur gleichen Zeit ein paar Straßen weiter geschah. Nichts half gegen diesen Schmerz. Kein Klassiker. – Vögel weinen nicht, weil sie fliegen können, hatte mein Vater einmal gesagt.



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